Philipp Schlaffer an der Gesamtschule Windeck - Ein Vortrag, der bewegt, erschüttert und Hoffnung schenkt
Am bundesweiten Vorlesetag erlebte die Oberstufe der Gesamtschule Windeck einen Moment von besonderer Intensität. Mit Philipp Schlaffer stand ein Mensch vor ihnen, dessen Lebensweg kaum extremer hätte verlaufen können – vom ehemaligen Neonazi zum reflektierten Autor, Berater und entschlossenen Kämpfer gegen Extremismus. Sein Besuch war mehr als eine Lesung. Es war ein persönlicher Einblick in Abgründe, Erkenntnisse und schließlich in einen Weg zurück ins Leben.
Bereits beim Betreten des Saales fiel seine Präsenz auf: Schlaffer wirkte dominant, raumeinnehmend – ein Mann, dessen Erscheinung sofort Aufmerksamkeit erzeugt. Doch schnell wurde klar: Die Dominanz rührte nicht von Härte, sondern von gelebter Geschichte. Eine Geschichte, die schwer wiegt. Eine Geschichte, die man nur versteht, wenn man bereit ist, wirklich zuzuhören. Seine ruhige, bestimmte Art und sein fester Blick zeigten, dass er Verantwortung trägt – für das, was war, und für das, was er heute bewirken möchte.
Wenn er sprach, geschah etwas Besonderes: Seine ehrliche Sprache füllte den Raum. Keine Glättung, kein Ausweichen, keine Ausreden. Die Schüler:innen lauschten gebannt, so still und aufmerksam, wie man es nur in seltenen Momenten erlebt. Viele waren tief berührt – von der Härte seiner Vergangenheit, aber auch von der Sehnsucht nach Veränderung, die sich durch seine Worte zog.
Eine zentrale Botschaft seines Vortrags berührte besonders:
Menschen verdienen eine zweite Chance – und sie brauchen offene Türen.
Schlaffer sprach über die Bedeutung dieser Türen: Türen, die jahrelang übersehen werden, weil man sich selbst verrannt hat; Türen, die erst sichtbar werden, wenn Menschen sie offenhalten und geduldig darauf warten, dass man den Mut findet, hindurchzugehen. Lehrer:innen seien oft solche Menschen: diejenigen, die nicht aufgeben, die zuhören, wenn andere weghören, die an Jugendliche glauben, auch wenn sie selbst auf der Suche sind.
Ein weiterer, besonders eindrucksvoller Teil seines Vortrags war seine Haltung gegenüber Polizei und staatlichen Behörden. Trotz – und gerade wegen – seiner Vergangenheit betonte Schlaffer, wie sehr er heute die Arbeit der Polizei, der Sicherheitsbehörden und der staatlichen Institutionen schätzt.
Er machte deutlich, dass er froh ist, dass es diese Strukturen gibt: weil sie schützen, weil sie Grenzen setzen, weil sie verhindern, dass Menschen – wie er damals – anderen und sich selbst schaden.
Seine Worte wirkten wie ein eindringlicher Appell an Vertrauen und Dankbarkeit für diejenigen, die täglich Verantwortung für unsere Sicherheit tragen.
Für die Schüler:innen öffnete dieser Vortrag neue Perspektiven: darüber, wie leicht man in extreme Bahnen geraten kann, wie schwer und zugleich wertvoll ein Ausstieg sein kann und wie wichtig es ist, als Gesellschaft zusammenzuhalten, hinzusehen und Verantwortung zu übernehmen.
Unser besonderer Dank gilt Philipp Schlaffer, der den weiten Weg von Lübeck zu uns auf sich genommen hat und unsere Schule mit seiner Offenheit und seiner Stärke bereichert hat.
Ebenso danken wir dem BÜZE, das die Veranstaltung unterstützt hat und selbst die Wirkung und Bedeutung dieses Vortrags als gewinnbringend empfand.
Der Vorlesetag mit Philipp Schlaffer wird in unserer Schulgemeinschaft noch lange nachhallen – als Mahnung, als Ermutigung und als Appell an Mut und Verantwortung.
Die Aktion wurde vom Jugendforum Windeck initiiert und ist ein gemeinsames Projekt der Partnerschaft für Demokratie Windeck. Sie wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) gefördert.
